KLIMASCHUTZ PLUS ARTENSCHUTZ

Solaranlagenbetreiber Andreas Engl (Mitte, mit Hut) führte die Besucher durch das Solarfeld und zeigte dessen Mehrwert der doppelten Flächennutzung.

Solaranlagenbetreiber Andreas Engl (Mitte, mit Hut) führte die Besucher durch das Solarfeld und zeigte dessen Mehrwert der doppelten Flächennutzung.


BUND Naturschutz in Bayern e.V. – Kreisgruppe Landshut

Bund Naturschutz organisierte die Besichtigung des Solarfeldes Oberndorf

Landkreis. Über 60 Besucher informierten sich beim Solarfeld Oberndorf in der Gemeinde Bodenkirchen über die Energiewende und wie sie im Einklang mit der Natur umgesetzt werden kann. Auch Bürgermeisterin Monika Maier sowie die Landtagsabgeordneten Dr. Petra Loibl und Rosi Steinberger nahmen an der Veranstaltung teil. Als Vertreter der BN-Kreisgruppe begrüßte Vorstandsmitglied Michael Raum die Besucher der Solarfeld-Führung im Rahmen der naturkundlichen Exkursionen 2019 „Natur kennen lernen, erleben und schützen“. Als Naturschutzverband vertrete der Bund Naturschutz in Bayern nicht nur die Belange der Umwelt, wie Tiere und Pflanzen, er setze sich auch sehr für die Umsetzung der Energiewende ein. Wie die Kombination aus Artenschutz und Klimaschutz im Sinne einer doppelten Flächennutzung funktionieren kann, das beweise Andreas Engl eindrucksvoll auf seinem Solarfeld, stellte Michael Raum eingangs fest.

Andreas Engl informierte die Besucher zu Beginn der Führung, dass die Energiewende zu langsam voranschreitet, da die weltweite Temperatur bereits um 1,4 °C gestiegen sei und das CO2-Budget für Deutschland demnach nur noch für zehn Jahre reiche. „Falls es aber noch Zweifler am vom Menschen gemachten Klimawandel gäbe, dann hat eine dezentrale Bürgerenergiewende noch weitere Vorteile, die für eine rasche Umsetzung sprechen würden, denn Energie und Daten sind die Währungen der Zukunft und könnten den ländlichen Raum stärken“, stellte Engl fest, Laut Engl sollte sich die Bevölkerung der Region aus diesen Gründen stärker für den weiteren Ausbau einsetzen, nicht zuletzt aufgrund der regionalen Wertschöpfung und der Energieunabhängigkeit. Wichtig ist Engl aber auch die soziale und ökologische Integration der Energieerzeugung, beispielsweise von Solarparks oder Biogasanlagen, damit die Akzeptanz vor Ort der Projekte wächst. Aus diesem Grund entwickelte Engl mit der Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG, einem Zusammenschluss von dezentralen Energieerzeugern, ein entsprechendes Umweltaudit für Erneuerbare Energien-Anlagen. Mit dieser Bewertungsmethode soll der Mehrwert einer Energieerzeugungsanlage für Mensch und Natur festgestellt werden. Das Ergebnis will er zukünftig digital, über einen Art „Eier-Code“, auf die erzeugte Kilowattstunde stempeln, als Qualitätsnachweis für die Verbraucher.

Mit der Unterstützung zahlreicher Artenexperten konnte Andreas Engl im Laufe der Jahre auf seinem Solarfeld den Mehrwert der doppelten Flächennutzung bereits dokumentieren, das er als Energieproduktions-Standort und Trittsteinbiotop bezeichnet. Nachgewiesen wurden neben den Pflanzenarten auch zahlreiche Tierarten, so zum Beispiel die Ameisen-, Wildbienen-, Spinnen- und Nachtfalter-Arten. Letztere konnten mit über 140 verschiedenen Vertretern die größte Artenanzahl aufweisen. Insgesamt sind derzeit über 500 Tier- und Pflanzenarten am Solarfeld dokumentiert, wobei Engl die Gesamtzahl auf über 1000 schätzt. „Leider sterben nicht nur die Tier- und Pflanzenarten aus, auch die Artenexperten werden immer seltener“, fasste Engl es mit etwas Humor zusammen. Aus diesem Grund sei er ständig auf der Suche nach Menschen mit entsprechendem Fachwissen, beispielsweise auf dem Gebiet der Käfer.

Zwei dieser Experten begleiteten die Besucher anschließend während der Führung. Helma Denk erklärte beispielsweise anhand eines Nestes die Lebensweise des Zilpzalp und als Biologin stellte Hanna Eierkaufer die Wilde Möhre als wichtige Pflanze für Tag- und Nachtfalter vor. Die hohe Artenvielfalt schafft Engl mit einer möglichst hohen Strukturvielfalt, in dem er mit ingenieurbiologischen Maßnahmen, wie einer Trockenmauer, Totholz oder unterschiedlichen Mahdzeitpunkten, für eine hohe Abwechslung auf der Fläche sorgt. Dadurch entstehen Nischen für die verschiedenen Ansprüche der jeweiligen Arten, die erfreulicherweise auch umgehend besetzt werden.

Im Anschluss an den Rundgang erläuterte Engl den Besuchern noch, dass es sich zwar laut einer Fernsehberichterstattung um die umweltfreundlichste Solaranlage Bayerns handeln soll, er das aber nicht hundertprozentig weiß. „Aber ich sage es trotzdem, denn vielleicht ist das ein Ansporn für andere Solarfeldbetreiber, diesem Beispiel zu folgen“, meinte Andreas Engl.

Quelle: landshut.bund-naturschutz.de

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